Diese Woche geht es mal um die Schilddrüse.
Bei Turner-Syndrom sind Autoimmunerkrankungen ja keine Seltenheit, daher findet man recht häufig Hashimoto-Thyreoiditis bei uns, also eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die dadurch ausgelöst wird, dass das eigene Immunsystem sie angreift.
Was tut diese Schilddrüse jetzt aber eigentlich für uns? Ein sehr bekanntes Organ ist sie ja nicht unbedingt und ihre Funktion ist auch nicht so schön plakativ wie die des Herzens oder Magens zum Beispiel.
Trotzdem ist sie extrem wichtig. Die Schilddrüse produziert zwei Hormone, T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin oder Thyroxin), die unseren Stoffwechsel und somit zum Beispiel unseren Energieverbrauch, die Funktion von Herz, Muskeln und Nerven, Magen und Darm und auch das seelische Wohlbefinden stark beeinflussen.
Wenn die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden, wird auch der TSH-Wert ermittelt, dabei handelt es sich um ein Hormon aus der Hirnanhangsdrüse, das wiederum die Schilddrüsenfunktion steuert.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, wenn zu viel T3 und T4 produziert werden, wird der Stoffwechsel stark angekurbelt und man fühlt sich unruhig, schwitzt und verliert Gewicht.
Bei einer Unterfunktion nimmt man im Gegenteil zu, ist ständig müde und antriebslos und friert eventuell, auch kann man sich schlecht konzentrieren und ist geistig weniger leistungsfähig. Der Stoffwechsel läuft eben auf Sparflamme.
Ursache kann zum Beispiel Jodmangel sein, denn Jod ist wichtiger Bestandteil von T3 und T4, wenn es fehlt kann die Schilddrüse also gar nicht genug Hormone bilden. Die Schilddrüse vergrößert sich bei Jodmangel stark, um möglichst effizient zu arbeiten. Das nennt man dann Kropf, vor allem in Jodmangelgebieten wie in den Alpen war dies früher ein weit verbreitetes Phänomen, dank Nahrungsmittelzusätzen wie im Jodsalz kommt es heute kaum noch vor.
Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis erlebt man eventuell beides, da die Schilddrüse anfangs durch die Entzündung anschwillt und eventuell zu viele Hormone produziert, es also zu einer Überfunktion kommt. Nach einer gewissen Zeit ist sie dann jedoch so stark angegriffen, dass sie immer weniger Hormone produziert und man in eine Unterfunktion abrutscht.
Die Symptome sind oftmals nicht ganz eindeutig, sie können zum Beispiel auch auf Stress, Depression oder Burnout hinweisen.
Diagnostizieren kann man Hashimoto, indem man die Schilddrüsenwerte im Blut bestimmt, aber auch im Ultraschall. Ergibt sich hier ein Verdacht, kann man auch die Antikörper gegen die Schilddrüse im Blut bestimmen um eine normale Unterfunktion auszuschließen. Hashimoto ist auch im Szintigramm sichtbar, dieses ist zur Diagnose jedoch nicht unbedingt nötig.
Bei Hashimoto lässt man die Überfunktion oft unbehandelt, da sie relativ schnell vorübergeht, manchmal tritt sie gar nicht auf. Die Unterfunktion behandelt man allerdings, indem man L-Thyroxin gibt. Die Tabletten muss man eine halbe Stunde vor dem Frühstück einnehmen. Jod sollte man möglichst vermeiden! Zwar ist es auch bei Hashimoto kein Problem, die normale Jodmenge aus der Nahrung aufzunehmen und man muss auch nicht zwingend auf Jodsalz verzichten, aber zusätzlich nehmen sollte man es auf keinen Fall. (Logisch, L-Thyroxin nimmt man ja ohnehin und die geschädigte oder nicht vorhandene Schilddrüse kann ja so viel Jod nicht verarbeiten, es belastet also den Körper).
Soviel also zur Schilddrüse! Da Hashimoto bei Turner-Syndrom durchaus häufig auftritt, ist es wichtig, auch die Schilddrüsenwerte im Auge zu behalten, gerade wenn sich bei den Patientinnen das Gewicht plötzlich stark verändert oder sie besonders unruhig oder schläfrig sind.